Mittwoch, 24. April 2013

Orpheus - nachgefragt

Ein Interview mit der Schauspielerin Monika Matting, die an der Produktion ORPHEUS HEARTBEATS teilnimmt.

Leon: Was hast du als erstes gedacht, als du gehört hast, dass du ein Stück auf der Grundlage des Orpheusmythos schauspielern wirst?

Monika: Mich interessiert immer das Drama, die aufwühlenden Gefühle, die Situationen, die Konflikte bergen, die vielleicht ausgesprochen werden müssten, und auch was dahinter ist...

Leon: ...also die Emotionen, oder die Beweggründe der Figuren. Z.B. sowas wie: Warum hat sich Orpheus umgedreht?... Man weiß es ja nicht, der Mythos sagt uns ja nicht wirklich, warum. Was würdest du denn sagen? Warum hat sich Orpheus umgedreht?

Monika: Ich hab da meine ganz eigene Theorie. Also ich gehe erstmal von der Position der Frau aus, also der Eurydike, und hab einfach die Behauptung aufgestellt, dass sie eine weitere Liebe erfährt, die sie ein Stück weit hinwegfegt. Sie stellt daraufhin das, was sie mit Orpheus lebt, in Frage.

Leon: Also eine Affäre, noch in der menschlichen Welt?

Monika: Bevor sie stirbt, genau, woraufhin sie dann auch das Gefühl hat, nach dieser Affäre, nach dem was sie mit diesem anderen Mann erlebt hat, auch sterben zu können. Das bleibt natürlich für mich eine Behauptung, und ich geh dann eben noch einen Schritt weiter und zwar: Orpheus weiß das zwar nicht, aber er ahnt in dem Moment, wo sie gemeinsam auf dem Weg aus der Totenwelt sind, dass sie als Paar die Intensität, die Eurydike schon erlebt hat, nicht mehr erreichen können.

Leon: Okay. Sehr interessante Interpretationsweise! Wie gefällt dir als Schauspielerin die Zusammenarbeit mit Tänzern und das Arbeiten unter der Anleitung von Choreographen?

Monika: Das finde ich das total spannend! Ich erlebe halt auch, dass die Tänzer Dinge viel stärker in die Bewegung bringen und sich ausdrücken können auf einer Ebene, die nicht so sehr von Emotionen geleitet ist, aber eben aus der Körperlichkeit heraus, sehr sehr schöne, spannende und kreative Dinge entwickeln. Von dieser Körperlichkeit lass ich mich gerne inspirieren und bin sehr begeistert. Ansonsten geht besonders Maura von Grundlagen aus wie: Spüren, Empfinden, Fühlen, diese Totenwelt nochmal neu erschafft. Gefühle, die man im Zusammenhang mit dem Nicht-mehr-am-Leben-Sein nochmal neu entwickeln muss.

Leon: Was nimmst du für dich persönlich aus der Arbeit oder dem Mythos mit?

Monika: Die Verbindung von Körper und Stimme und Emotionen. Das Erlebnis sich selbst bewegen zu dürfen, aber auch dem Tanz und den Körperwelten Sprache entgegen zu setzen, also der Kontrast zwischen körperlichem Ausdruck und Sprechen.

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